In den Urlaub geschickt von:

Autorin

Martina Kampe

(Reiseexpertin, PADI Dive Master)

Still schwebe ich über dem Grund. Um mich herum zieht ein Schwarm Breitmaulmakrelen seine Runden. Ihre silberglänzenden Körper bewegen sich fast synchron auf der Nahrungssuche - ein absolut eindrücklicher Anblick. Weiter links neben mir befindet sich das Riff mit bunten Korallen und Fischen. Es wimmelt nur so von Leben, dass ich gar nicht weiss, wo ich zuerst hinschauen soll. Fledermausfische, Barsche, Clownfische und viele andere tummeln sich nah am Riff. Es ist immer wieder eine tolle Erfahrung dies in Ägypten erleben zu dürfen.

Das Gesamtpaket stimmt

Auch wenn man unter Wasser einige Abstriche aufgrund der Korallenbleiche machen muss und - wie überall - Glück braucht um auf spezielle pelagische Jäger zu treffen, ist Christmas Island absolut eine Reise wert. Sandy und Hiro, die beiden Manager der Tauchbasis, sind fantastisch und machen das "Erlebnis Weihnachtsinsel" einzigartig. Sie sind mit viel Herzblut dabei und kümmern sich ausgezeichnet um uns Taucher und unsere Wünsche. Durch die Kombination von Tauchen, Natur und der unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Aussies werde ich meine Reise in den indischen Ozean immer in besonderer Erinnerung behalten.

Christmas Island - ein Paradies abseits der Touristenpfade

Die Weihnachtsinsel ist mit 135 Quadratkilometer klein und liegt mitten im indischen Ozean, weit weg von der nächsten Küste. Politisch gehört die Insel zu Australien, aber die Entfernung beträgt stolze 2'615 Kilometer und man benötigt doch knappe vier Flugstunden um nach Down Under zu gelangen. Trotz der grossen Distanz wurde ich auf der Insel mit einem typischen "G'Day" und einem charmanten Lächeln begrüsst.
Für uns Europäer war die Anreise über Australien immer sehr umständlich. Erst seit gut einem Jahr gibt es nun einen kurzen Direktflug ab Jakarta, womit das Eiland ein Stück näher gerückt ist. Aber weswegen sollte ich  auf eine kleine Insel ohne nennenswerte Infrastruktur - abgesehen von der "Hauptstadt" Flying Cove - mitten in den indischen Ozean reisen?

Flora und Fauna

Zuerst wären da mal die ungewöhnlichen Bewohner: im Gegensatz zu nur rund 1200 menschlichen Einwohnern, beherbergt das Eiland unglaubliche 45 Millionen rote Krabben, welche Christmas Island wegen ihrer Migration weltbekannt gemacht haben. Jeweils ungefähr ab November ist auf der Insel der Teufel los. Aber dazu später mehr... Nebst der spannenden Fauna laden der unberührte tropische Regenwald und kleine abgelegene Strände zum Entdecken und Erkunden ein. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs mit steilen Hängen und zerklüfteten, schroffen Meeresklippen.
Die Blowholes waren einer der Höhepunkte meiner Reise. Schon von weitem war das Röhren - ähnlich einer Harley Davidson - zu hören und ich fragte mich, was das wohl sein wird. Durch den dichtbewachsenen Wald hindurch Richtung Küste eröffnete sich mir ein unglaublicher Ausblick. Spitz herausragendes Kalkgestein, geformt über Jahre hinweg von Strömungen und Gezeiten. Durch die Brandung wurden im Laufe der Zeit Löcher in das poröse Gestein gespült. Sobald eine grössere Welle auf dieses Gestein traf, war das Getöse laut und riesige Gischtwolken stiegen auf. Ich habe mich zu nahe dran gewagt, kurz nicht aufgepasst und schon war ich bis auf die Haut durchnässt.

Tolle Abstiege an bodenlosen Steilwänden

Taucherisch ist die Insel durch die Basis der Extra Divers sehr gut erschlossen. Alle Tauchplätze sind zwischen fünf Minuten und einer Stunde mit dem bequemen und schnellen Boot erreichbar. Auch unter Wasser zeigte es sich, dass das Eiland ein erloschener Vulkan war. Steilwände fallen bis ins Unendliche ab, es gibt eine Vielzahl von Höhlen und Überhängen. Moderate bis zum Teil starke Strömungen ziehen allerlei Grossfische an. Während meines Aufenthaltes sind uns immer wieder Schwarz- und Weissspitzenriffhaie sowie Graue Riffhaie begegnet. Mein absolutes Highlight war die Begegnung mit einem Hammerhai und einem Tigerhai. Ich hing mit dem Riffhaken an einem Pinnacle und beobachtete die verschiedenen Haie um mich herum. Sie schwammen schnell und hektisch hin und her. Ich habe mir im Nachhinein sagen lassen, dass dies ein Zeichen dafür sei, dass sie uns Taucher noch nicht kennen und nicht wirklich wissen, was sie von uns halten sollen. Es war an und für sich schon ein tolles Erlebnis. Aber es sollte noch besser kommen. Plötzlich kam eine riesige Schnauze mit vielen spitzen Zähnen auf mich zugeschossen. Den Rest des Körpers sah ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nur schon die Grösse dieses Mauls lies auf einen riesigen Körper schliessen. Sandy, die Basenmanagerin, ist dann unter Wasser förmlich durchgedreht, als sie den Hai ebenfalls entdeckt hat. Es war tatsächlich ein Tigerhai. Über 6'500 Abstiege hatte sie schon hinter sich, bis sie zum ersten Mal auf ein solch majestätisches Tier treffen durfte. Knapp vor uns dreht der Hai ab und wir konnten ihn anhand der Tigerfärbung eindeutig identifizieren. Was für ein Erlebnis.
Leider ist die Korallenbleiche nicht spurlos an der Unterwasserwelt vorbei gegangen. Bei einigen Tauchplätzen sieht man dies sehr deutlich, andere wiederum strotzen nur so vor gesunden Korallen. Ein besonders schöner Tauchgang war am Eidsvold Wrack. Der Phosphatfrachter ist im 2. Weltkrieg gesunken und der Zahn der Zeit hat schon kräftig am Stahlgerüst genagt. Einige Teile des Schiffes sind nur noch zu erahnen, andere wiederum sind noch sehr gut erkennbar. Das Wrack ist über und über von Weich- und Hartkorallen bewachsen und bildet nun die Heimat von Muränen, Fledermausfischen und vielen weiteren Rifffischen.

Die Krabben

Ich komme noch mal auf das Wahrzeichen der Insel zurück... Es ist erstaunlich aber das Leben der ganzen Insel richtet sich während der Migration nach den roten Krabbelviechern. Mit viel Einsatz - und empfindlichen Strafen bei Missachtung - wird der Schutz der Krabben durchgesetzt. Die Insulaner haben erkannt, dass die Krebse für das Gleichgewicht von Flora und Fauna sehr wichtig sind. So werden zur Zeit der "crab migration" Hauptstrassen gesperrt und für kurze Wege - für die man normalerweise zu Fuss fünf Minuten benötigt - plant man bestenfalls 40 Minuten ein.

Fotos