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Kapitel 9: "Die Ausrüstung"

Nach den letzten postproduktiven Kapiteln wollen wir uns heute der Ausrüstung widmen. Dieses Kapitel widmet sich vor allem an Einsteiger, welche mit einem beschränkten Budget die richtigen Entscheidungen treffen wollen. Aber auch der Fortgeschrittene kann noch einen Tipp zwei abholen. Wir betrachten hier vor allem den Einsatz von Kompaktausrüstung, werden aber auch eine ganz interessante weitere Möglichkeit ausloten.

Für was brauche ich die Kamera wirklich?

Die erste Frage stellt sich nach dem Verwendungszweck. Brauchst du die Kamera lediglich für unter Wasser? Oder willst du auch Familienfotos schiessen? Landschaftsfotografie? Wildlife in der Savanne Kenias?

Was sind deine Ansprüche? Fotos als Erinnerung und zum zeigen unter Freunden? Veröffentlichungen auf Facbook, Picasa, Fotocommunity etc.? Reiseberichte für GlobeDiver.ch? Vergrösserungen für die Raumdekoration?

Und die nicht wenig wichtigste Frage: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung?

Für dieses Kapitel gehen wir davon aus, dass Unterwasserfotografie der Hauptzweck der Kamera ist und du auch top motiviert bist, gute Fotos zu machen, die du auch im grösseren Rahmen, z.B. online präsentieren möchtest. Die Tipps die ich gleich geben werden ermöglichen es auch, Upgrades an der Ausrüstung zu machen, ohne gleich die ganze Ausrüstung schrotten zu müssen. Denn es gibt durchaus Teile, die halten zuweilen jahrelang.

Wo kann ich sparen? Wo soll ich investieren?

Lass uns das Thema Fotografie aus einem simplen Blickwinkel betrachten. Fotografieren ist Arbeiten mit Licht. Licht, das auf den Sensor auftrifft, verarbeitet wird und als Bilddatei gespeichert. Wenn wir unser Augenmerk auf eine gute Fotoqualität richten, hat das Licht die wichtigste Bedeutung.

Wir brauchen gutes Licht in der Umgebung. Licht welches wir als Unterwasserfotografen selber mitbringen müssen. Dieses Licht soll möglichst verlustfrei zum Sensor gebracht werden. Das heisst, alle Elemente durch welches das Licht hindurch muss, müssen von guter Qualität sein. Das sind Vorsatzlinsen, Ports und Objektive, eventuell auch Filter.

Gute Linsen zu kaufen ist etwas was sich auszahlt. Meine INON UCL 165 AD habe ich vor Jahren gekauft, mittlerweile 3-mal die Kamera und das Gehäuse gewechselt und meine Ansprüche gesteigert. Aber die Linsen sind immer noch im Einsatz.

Deshalb mein Tipp. Such dir zuerst die besten Vorsatzlinsen aus. Nahlinsen für die Makrofotografie und die Weitwinkel für die szenischen Aufnahmen oder für grosse Fische. Danach suchst du dir kompatible Kombinationen aus Kamera und Gehäuse. Nicht vergessen: Es gibt da und dort auch Adapter für eine erhöhte Kompatibilität. Natürlich wirst du deine so ausgesuchte Ausrüstung einem finalen Check unterziehen und eventuell auf Schritt 1 zurückkommen, bevor du endgültig einkaufst.

Ins gleiche Kapitel geht auch der nächste Tipp: Kauf dir gute Blitze! Einen externen auf alle Fälle, lieber einen super guten als zwei schlechte aber am besten zwei richtig gute. Auch hier: meine beiden INON Z240 überlebten schon manche Kamera, sie sind schon seit 2007 im Einsatz.

Wenn man sparen will, kann man beim Gehäuse mehr oder weniger teure Varianten/Marken kaufen. Einzig die Kompatibilität spielt hier eine Rolle. Die Wasserdichtigkeit sollte für die vorgesehen Tauchtiefen reichen. Es sind mir aber letzthin nicht ganz günstige (CHF 2800.-) Modelle über den Weg gelaufen, die lediglich bis 10m wasserdicht und wohl für Surf- oder generell Wassersportfotografie gedacht sind.

Wer noch weiter sparen muss, kann sich bei der Wahl der Kamera noch was holen. Es gibt mittlerweile viele Kameras, die vernünftige Bilder schiessen, sprich einen guten Sensor drin haben.

Befestigungssysteme

Für die Blitze brauchen wir Arme. Flexarme erlauben eine genaue Positionierung, Sie kommen vor allem im Makrobereich zum Einsatz. Stangen werden im Weitwinkelbereich eingesetzt um die Blitze auf Distanzen zu halten, bei welchem die Flexarme nicht mehr stabil genug für das Gewicht der Blitze sind. Die Arme, aber auch sonstiges Zubehör werden an einem Befestigungssystem angebracht. Sehr zu empfehlen ist hierbei der Fotoframe der Firma Fantic AG. Der ist vielfach auch bei einem Kamerawechsel noch zu nutzen.

Die Wahl der richtigen Kamera

Du bist dir im Klaren über die eingangs gestellten Fragen? Kennst das Zubehör, dass du haben möchtest? Dann geht's an die Auswahl der Kamera. Kein leichtes unterfangen und wir werden hier auch nicht die Vorteile der jeweiligen Kameramodelle diskutieren können. Trotzdem möchte ich ein paar Entscheidungshilfen mit auf den Weg geben.

Zwei Aspekte sind im Hinblick auf das Thema "Fotografie ist Arbeit mit Licht" wichtig. Erstens, die verarbeitete Glasqualität der Linsen und zweitens der Sensor. Die Anzahl Megapixel ist keinesfalls parallel zur Qualität des Sensors. Im Gegenteil, je mehr Pixel auf einem Sensor Platz haben müssen, desto höher ist das Rauschen, besonders bei wenig Licht wie unter Wasser.

Es lohnt sich, Testberichte zu lesen. Im Wissen darum, dass Superlative in jedem Bericht zu lesen sind und selten eine Kamera verrissen wird, lohnt es sich unabhängige Tester zu Rate zu ziehen. Mein Lieblingstester ist www.dxomark.com.

Unkommentiert und in nüchternen Zahlen präsentieret die Seite Kameramodelle und deren Sensoren. Man kann verschiedene Kameras nebeneinander vergleichen. Z.T. sind für die Mirrorless Kameras oder DSLR Modelle auch Kombi Tests mit verschiedenen Objektiven einsehbar.

Für den Verwendungszweck wichtig ist die zur Verfügung stehende Brennweite mit dem Zoomfaktor. Achtung, die mm der einzelnen Hersteller sind nicht wirklich vergleichbar. So hat die Olympus XZ-2 einen Faktor 4,62 und die Canon G15 einen von 4,2 im Vergleich zur korrespondierenden analogen Brennweite.

Wichtig ist auch die Makrofunktion, dargestellt mit einem kleinen Blümchen. Allerdings ist mir schon lange keine Kamera mehr begegnet, welche diese Funktion nicht aufweist.

Ein Stabilisator ist auch eine sehr vernünftige Sache. Lassen sich doch auch etwas längere Verschlusszeiten noch von Hand halten.

Eine Überlegung wert: Spiegellose Systemkameras

Eine Kompaktkamera wird meistens aus drei Gründen einer Spiegelreflex vorgezogen: Preis, einfache Bedienung und Grösse/Gewicht. Ob Unterwasserfotografen mit einer Spiegelreflex reisen oder mit einer Kompakten kann locker 20kg Unterschied bringen. Auf Flugreisen ist dieser Unterschied wesentlich.

Für eine Spiegelreflex kauft man sich auch mehrere Objektive, was z.B. bei einer Bridgekamera mit 12x Zoom durch ein fixes Objektiv abgedeckt ist. Ok, die z.T extrem langen Brennweiten bis 400mm (analog) brauchen wir unter Wasser nicht. Aber die Objektive einer DSLR treiben die Anschaffungskosten in die Höhe.

Seit ein paar Jahren gibt es eine Zwischenform der beiden Kameratypen: die Spiegellosen Systemkameras mit austauschbarem Objektiv.

Unter diesen speziell interessant sind die Micro Four Thirds Systemkameras. Die Sensorqualität ist sehr hoch und es gibt verschiedene Modelle in verschiedenen Preisklassen. Das System wird von mehreren Kameraherstellern (Olympus, Panasonic, Kodak, Blackmagic pocket cinema camera) benutzt, was bei einem Kauf der Kamera und der Objektive grössere Auswahl bringt. Sie sind so klein, dass sie ins Handgepäck passen. Und auch preislich gibt es günstige Modelle.

Da in diesem Markt der Fortschritt rasant ist, lohnt es sich auch nach Occasionen Auschau zu halten. 2-jährige Kameras weisen schon sehr gute Qualität auf und sind günstig zu haben.

Hol dir Rat

Der Markt ist riesig und es werden sehr viele verschiedene System, sei es bei Kameras, Gehäusen, Blitzen, Lampen, Zubehör, Befestigungssystemen etc. angeboten. Gerade für Einsteiger ist der Überblick schwierig, die Kompatibilitäten nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Zögere nicht, dir fachmännischen Rat zu holen. In der Schweiz z.B. bei Tom Peter, Fantic AG. Fantic führt nicht nur einen Online Shop, sondern bietet sehr fundierte Beratung im Laden Sirnach an.