Reisedaten
Anreise:
Flug mit Aeroflot wie St. Petersburg und Murmansk von verschiedenen Flughäfen in Deutschland, Schweiz und Österreich. Je nach Buchungsklasse gibt es 23 kg, bzw. 2x23 kg Freigepäck auch in der Economy Class. Ab Murmansk wird man vom Dive Center mit VW-Transportern abgeholt. Die Fahrzeit beträgt gut 5-6 Stunden.
Einreise/Visa Für Russland ist ein Besucher/Urlaubsvisum erforderlich, das für 35 Euro an den Konsulaten beantragt werden kann. Dafür muss man persönlich zwei Mal vorsprechen. Ab 49 Euro gibt es Internet-Services, die für einen alle Arbeiten/Anträge erledigen. Sehr empfehlenswert, da die Wartezeiten in den Konsulaten bis zu mehreren Stunden dauern kann! Um das Visum zu beantragen, braucht man aus Russland eine schriftliche Einladung (Formular), das vom Arctic Circle Dive Center nach der Buchung zugesandt wird. Zusätzlich braucht man vom Arbeitgeber eine Lohnbestätigung oder eine Gewerbeanmeldung bei Selbstständigen. Ein bezahltes Rückflugticket ist ebenso vorzulegen. Die Ausstellung des Visums dauert zirka 2 Wochen. Eilanträge sind möglich, kosten aber deutlich mehr.
Reisezeit:
Für das Eistauchen sind die Monate Januar bis Mitte April möglich. Am schönsten sind die Monate März und April, denn dann sind die Tage bereits wieder länger und das Wetter meist stabiler. Selbst wenn über Europa ein Tiefdruckgebiet festhängt, scheint über dem Weißen Meer häufig die Sonne. Temperaturen von 0 bis -5 Grad tagsüber und bis zu -30 Grad in der Nacht sind üblich in der Region.
Allgemeines:
Wetter
Das Klima des Weißen Meeres ist sehr wechselhaft und schwer vorhersagbar. Die Winter sind lang und es herrscht ein eiskaltes Klima. Die Durchschnittstemperatur im Februar beträgt – 15 Grad. Wenn der Wind aus der Arktis kommt, kann sie auch auf – 40 Grad sinken. Die Eisdecke kann dann bis zu 1,5 m dick werden. In den Sommermonaten wird es im Durchschnitt 6 Grad warm. Im Winter hat das Wasser eine Temperatur von – 0.5 Grad. Im tiefen Wasser sinkt die Temperatur sogar bis auf – 3 Grad. Dank seines Salzgehalts von ca. 2,7 % friert das Wasser bei diesen Temperaturen noch nicht. Die Sichtweiten unter Wasser betragen 15 bis 50 m.
Essen & Trinken
Die Küche ist ähnlich wie in Zentraleuropa. Schnitzel, Schweinebraten, Suppen, Salate und auch Fisch kommen täglich frisch auf den Tisch. Das Buffet ist einfach, aber reichhaltig. Vegetarier müssen sich ankündigen, denn die Russen essen gerne deftig. Süßspeisen und Kuchen sind 24 Stunden auf dem Buffet verfügbar. Ebenso Kaffee, Tee, Wasser und Säfte. Softdrinks, Bier und Alkohol ist günstiger als in Zentraleuropa.
Essen: alles inklusive
Softdrink: ca. 1 Euro
Bier: ca. 2 Euro
Vodka (0,5l): ca. 5 Euro
Geld
Die Währung Russlands ist der Rubel. Wechselkurs (03.Juni 2021 ist 1 Euro = 89,61 Rubel)
Gängige Kreditkarten (Visa, Eurocard) werden in Russland akzeptiert. EC-Karten fast nirgendwo.
Gesundheit
Das Arctic Circle Dive Center liegt weitab in den Wäldern des Polarkreises. Dekotauchgänge sollte man tunlichst vermeiden. Persönliche Medikamente unbedingt in ausreichender Menge im Handgepäck mitnehmen. Erste Hilfe ist vor Ort möglich, Sauerstoff und ein Defibrillator vorhanden.
Netzspannung
220 V, 50 Hz, deutsche Stecker
Kommunikation
Alle Mobilfunknetze funktionieren, sind über eine mobile Repeaterstation meist erreichbar (sofern die Stromversorgung arbeitet, denn die Anlage hängt nicht am Netz des Arctic Circle Dive Centers, das eine eigene Notstromanlage betreibt.
Internet
WiFi ist im Aufenthaltshaus kostenfrei verfügbar, aber sehr langsam.
Tauchen/Basis:
Die Basis Arctic Circle Dive Center dürfte die führende Eistauchbasis Europas sein. Sowohl Ausrüstung, wie auch Team verfügen über jahrzehntelange Erfahrung im Eistauchen und sind entsprechend Ausgerüstet. Es wird mit Luft getaucht, weitere Gase sind auf Anfrage verfügbar. Da die Tauchgänge meist knapp unter der Eisdecke absolviert werden, wird normalerweise nur mit Luft getaucht. Flaschen haben DIN Anschlüsse, INT wird nicht verwendet. Alle Flaschen haben Doppelventile und es müssen zwei Automaten getaucht werden. Die Ausrüstung, die Tauchgänge und der Tagesablauf werden äußerst ausführlich gebrieft. Nur wer ein Eistauchbrevet hat, darf tauchen. Wer möchte kann dies auch in einem dreitägigen Kurs absolvieren. Die Werkstatt hält so gut wie alles vor, um Probleme auch vor Ort bewältigen zu können. Die Tauchgänge werden immer mit Führungsleine zur Oberfläche und Buddyleine zum Tauchpartner durchgeführt. Meist ist ein erfahrener Instructor mit unter Wasser. Direkt am Einstiegsloch werden die fahrbaren, geheizten Hütten positioniert, damit die Taucher warm ins Wasser einsteigen und unmittelbar nach dem Tauchgang sich trocken und warm umziehen können. Sicherheit und Komfort sind oberste Priorität auf der Basis. Sämtliche Ausrüstung ist vor Ort zu leihen, besser ist jedoch eine Vorbestellung von fehlenden Ausrüstungsteilen.
Ausrüstung/Equipment:
Unter Wasser:
- Trockentauchanzug (am besten einen Neopren-Trockenanzug)
- Warmer, schnelltrocknender Unterzieher (besser Zwei)
- Zwei vereisungssichere Lungenautomaten mit frischer Revision
- Tauchjacket mit integriertem Bleisystem
- Zwei Masken, Flossen (Ersatzbänder)
- Dicke Handschuhe (besser 8mm 3-Finger-Neoprenhandschuhe als Trockenhandschuhe – wird sehr kühl nach 30 Minuten!)
- Tauchcomputer
- Lauchlampe
Über Wasser
- Warme Polar-Unterwäsche (zweilagig)
- Genügend warme Socken
- Mindesten zwei warme Pullover (Polarausführung)
- Warme wasserdichte Schuhe mit dicken Felleinlagen
- Warmer Anorak (Polarausführung bis mindestens -30 Grad)
- Warme Fellmütze (Russenmütze – sehr wichtig! Keine Fleecemützen)
- Eishaube für windige Tage
- Dicke Goretex-Handschuhe
- Sonnenbrille und Sunblock-Sonnencreme
- Lippenschutzstift
- Taschenlampe für nachts
- Erkältungsmittel bei anfälligen Personen
Alternative Sportarten/Freizeitangebote:
Eisfischen, Langlaufen, Schlittenfahren, Nachtwanderungen, Holzhaken, Schneemobil-Ausflüge zu benachbarten Dörfern, Schluchten oder weit hinaus aufs Eis plus Eistauchexpeditionen von ein oder mehreren Tagen.
Links:
www.waterworld.at
www.russische-botschaft.de
www.russlandjournal.de
Tauchen im Arctic Circle Dive Center ist buchbar bei:
Waterworld Tauchreisen
E-Mail: gerald@~@waterworld.at
Webpage: www.Waterworld.at
Reisebeispiel:
Weisses Meer, 28.02.2022 - 14.03.2022, 15 Tage Kultur-, Natur- & Abenteuerexpedition ans Weiße Meer.
Im folgenden PDF findest du zusätzliche Informationen zu dieser Reise.
Heiß Kalt - unterwegs mit Anton
Eine Geschichte, die das Leben schrieb...„Let me entertain you“. Ein breites Grinsen zeichnet sich unter dem dichten Bart von Anton Yayechka ab. Er ist gut drauf, immer. Er liebt es, mit den Gästen gemeinsam „sein Russland“ zu erleben. Tauchen ist seine Leidenschaft und dies das ganze Jahr und er kennt die Vorurteile, die viele Gäste haben, die zum ersten Mal Urlaub bei Väterchen Frost machen. „If you think, you know us Russians, you are wrong!” Stellt er richtig „denn was Ihr kennt sind nur Moskauer. In Wirklichkeit haben die Russen ein großes Herz, warm wie ihre Sauna“. Es zischt und dampft. Anton wedelt mit den Birkenzweigen. „The show must go on“, er grinst und schlägt zu, kräftig. Der Geschlagene nimmt es hin. Es klingt wie ein rhythmisches Rauschen, sieht aus wie eine Choreographie. „You will love our Russian Banya“, der Schweiß fließt in Strömen, mehr bei Anton, als bei dem „Geschlagenen“. Nach einem Tag auf dem Eis bei zweistelligen Minusgraden gibt es nicht besseres als sich in einer russischen Sauna, dem Banya, aufzuheizen. Traditionell bearbeitet man sich dabei gegenseitig mit getrockneten Birkenzweigen, die aufgeweicht in heißem Wasser für eine gute Durchblutung sorgen.
Nach drei Saunagängen und mehreren „Spezialbehandlungen“ weiß auch Anton, was er getan hat. Ist es für die „Warmduscher“ aus dem fernen Zentraleuropa schon anstrengend, zwei Eistauchgänge pro Tag zu absolvieren, hat er heute gleich fünf davon. Ist nicht immer so, kann er erzählen, aber drei sind es fast jeden Tag. Das dann an sechs Arbeitstagen und drei volle Monate am Stück. Das bringt selbst ein hartgesottener Russe an die Grenzen seiner Kraft. Schon mehrere Jahre kommt er hierher ans Weiße Meer zu Michael Safonov, dem Gründer und Initiator der Polaren Eistauchbasis „Arctic Circle Dive Center“.
In der Nacht sind die Temperaturen auf unter 25 Grad gefallen. Kurz nach Sonnenaufgang packen Ivan Kronberg und Mechael Hrobostov Holzscheite in den Schlitten. Die beiden gehören zum Stamm der Eistauchinstructoren, die auf der Basis seit vielen Jahren arbeiten. Irgendwie sehen sie auch aus wie echte Russen. Wettergegerbte Gesichter, rauschende Bärte und kräftige Männer, einfach kernig. Während Ivan immer zu Scherzen aufgelegt ist, gehört Mechael eher zur verschlossenen Sorte Mensch. Wenn er Vertrauen gefasst hat, dann ist auch er eher eine Frohnatur und plaudert wie ein Wasserfall. Nastya, Masha, Oksana, die drei Frauen aus der Küche, haben für die Gäste Suppe gekocht. Eine kräftige Hühnerbrühe mit viel Gemüse und Kräutern findet in einer Thermobox auf dem Schlitten Platz. Genauso wie die Kettensäge, Treibstoff für die Motorschlitten, Ersatzteile und persönliche Ausrüstung der Eistauchcrew. Noch bevor die tauchenden Gäste aus ihren Betten gekrochen kommen, sitzen Ivan und Mechael auf dem Ski-Doo und fahren Richtung Eistauchcamp. Anton pfeift ihnen nach, Mechaels Hund Taiga will mit. Mechael bremst noch mal und ruft seinen Hund herbei. Wie der Blitz saust dieser los und folgt dem Motorschlitten. Mechael gibt Gas, denn er weiß, sein Hund wird die ganze Strecke hinterherrennen. Vier Kilometer sind für den Schlittenhund ein Klacks und mehr ein Aufwärmtraining, denn Anstrengung.
Am Eistauchplatz angekommen werden zuerst die Hütten angeheizt. Jede der Hütten ist mit einem kleinen Holzofen ausgestattet, der von außen zu beheizen ist. Damit ist der Innenraum rauchfrei und bereits nach wenigen Minuten kuschelig warm. Wenn die Gäste zwei Stunden später eintreffen, ist die Tauchausrüstung perfekt temperiert. Die Hütten sind auf Kufen montiert, damit die Eistaucher es bequem haben. Je nach ausgewähltem Eisloch, bekommt jeder „seine“ Hütte direkt dorthin gezogen. Für Mechael und Ivan eine Selbstverständlichkeit, denn auch sie selbst wollen warm und ohne langwierige Schlepperei direkt ins Eiswasser eintauchen. Kalt wird einem dort von alleine, da muss man nicht erst noch hunderte von Metern zu einem der Löcher laufen müssen.
Jeden Tag müssen die geplanten Eislöcher freigeschnitten werden. Die Tauchstellen sind bereits am Anfang der Saison festgelegt worden, doch bei den vorherrschenden Temperaturen gefrieren sie bereits nach wenigen Stunden wieder komplett zu. Nach einer kalten Nacht wie heute ist das Eis am Tauchloch wieder gut 20 Zentimeter dick. Da heißt es, die Kettensäge anschmeißen und das Loch neu schneiden. Die meisten der Tauchlöcher sind dreieckig, damit es den Tauchern leichter fällt, hinein und wieder hinauszukommen. Nur das Ausbildungsloch ist mehr als doppelt so groß und viereckig, damit die Eistauchanfänger ein wenig offenes Wasser über dem Kopf haben, wenn sie die ersten Übungen machen. Ja, auch Eistauchausbildung wird hier angeboten. Wer ohne Eistauchbrevet im Arctic Circle Dive Center anreist, kann das Brevet hier machen. Die Ausbildung muss aber bereits im Vorfeld gebucht werden.
Gegen acht Uhr trudeln die Gäste gemächlich beim Frühstück ein. Die Damen aus der Küche sind auch schon seit sechs Uhr am Werkeln. Frisches Brot und ein Berg an Wurst, Käse. selbst gemachte Marmeladen und Honig verleiten mehr zu essen, als für die geplanten Tauchgänge gut ist. Kurz vor neun Uhr kommt der Chef persönlich, um ein ausgiebiges Briefing für die Neuankömmlinge zu halten. Michael Safonov nimmt seine Verantwortung ernst. Nur wenn er sicher ist, dass alle Gäste qualifiziert genug und gut gebrieft aufs Eis hinausfahren, gibt er sein o.k. Die erste Einführung dauert fast zwei Stunden, bevor der Tross an Tauchern mit Sack und Pack hinaus aufs Eis fährt. Eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus verschiedenen Teilen Deutschlands fiebert dem ersten Eistauchgang am Polarkreis entgegen. Anton gibt das Signal zur Abfahrt. Das Wetter ist perfekt, es herrscht minus sechs Grad und die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel.
Ivan und Mechael erwarten die Neuankömmlinge bereits und teilen die Gruppe auf. Je zwei Taucher beziehen eine Hütte, die für den kompletten Aufenthalt nur für sie da ist. Schön kuschelig warm ist es darin, damit weder die Taucher noch die Ausrüstung bereits beim Zusammenbau einfrieren. Je nach Qualifikation und Vorkenntnissen werden die Taucher an die verschiedenen, vorbereiteten Eislöcher geführt. Zur Eingewöhnung geht es zuerst ins Flachwasser. Nur gut zwei Meter Wasser befinden sich unter der 40 Zentimeter dicken Eisdecke. „we have low tide, so no worry, when you leave the water, it`s not less than now”, Anton grinst und gleitet ins Eisloch. Er begleitet zwei der erfahrenen Eistaucher um zu überprüfen, dass sie auch wirklich unter Eis zurechtkommen. Zwei weitere Taucher führen die Eisleinen. Ivan überprüft auch das und korrigiert, wenn die Leinen zu straff oder zu schlaff geführt werden.
Die Überwindung ist groß. Fast zwei Grad Minus, da brennt das Wasser im Gesicht wie Feuer. Wer da keine separate Eishaube auf hat, braucht große Überwindung, den Kopf die Eisdecke zu stecken. Doch ist es erst mal geschafft, ist die Faszination unter der Eisdecke grenzenlos. Es liegt kaum Schnee auf dem Eis, so dass es unglaublich hell ist und der Kelp golden leuchtet. Langsam entfernen sich die Taucher vom Loch. Große Grundeln fliehen vor den blubbernden Eindringlingen. Einsiedlerkrebse und Seesterne krabbeln zwischen den Algen umher. An der Eisdecke kleben Millionen winziger Garnelen. Wachsrosen, Anemonen und kleine orangerote Weichkorallen bedecken die Felsen. Es gibt so vieles zu sehen, dass kaum einer die Kälte spürt. Besonders spannend sind die Eisbrüche über den Felsklötzen. Bei Ebbe legt sich die Eisdecke über die Steine und bricht, bei Flut werden sie über das gebrochene Eis getürmt. So entstehen im Laufe des Winters überall dort, wo Felsen unterm Eis sind, riesige Eistürme an der Oberfläche. Unter Wasser bilden sich über den Felsen regelrechte Kuppeln, wo durch die Risse die Sonnenstrahlen faszinierende Lichtstimmungen zaubern.
Mit jedem Tauchgang dürfen die Taucher sich an tiefere Tauchplätze wagen. Nur wer keinen Buddy hat, muss weiterhin mit Anton, Mechael oder Ivan tauchen. Wer den Segen der Guides hat, kann als Buddyteam auch gerne alleine auf Entdeckungsreise unter das Eis vorstoßen. Die Tauchgänge sind anstrengend und meist nur zwei pro Tag überhaupt durchführbar. Vorbereiten, Leinenführen, Anziehen, Umziehen, Essen, Ruhen und Tauchen, das schafft den Körper, aber der Geist wird wach. Glücklich und zufrieden fahren die Schlitten mit den Tauchern täglich am späten Abend zurück zur Basis. Dort warten schon das Banya, eine warme Dusche und ein heimeliges Kaminfeuer in den Hütten.
Am dritten Tag steht eine Expedition auf dem Programm. Es soll weit hinaus aufs Eis gehen und wer möchte, kann die Nacht draußen in einer Trapperhütte verbringen. Ganz ohne elektrischen Strom, nur geheizt von zuvor gehacktem Holz und mitgeführten Schlafsäcken. Die Sonne streift jetzt Ende März noch bis weit nach 20 Uhr über den Horizont. Genug Zeit für Anton und seine Kollegen den Gästen ein fulminantes Abendessen zu bereiten. Frisch zubereitet auf einem kleinen Kaminofen gibt es kräftige Suppe und frisch gebackenes Brot. Langsam zieht die Dunkelheit ein, doch der Vodka hat die Stimmung angeheizt und die russischen Lieder heizen zusätzlich ein. Der Abend wird lang, die Nacht entsprechend kurz. Eine Nacht unter einem Sternendach, die keiner der Anwesenden je vergessen wird. Irrlichter um Mitternacht inbegriffen.
Der Tauchgang unterhalb einer Steilwand am folgenden Tag ist das Highlight für die Taucher. Hier bricht täglich durch die Tide eine große Menge Eis ab und wird fast senkrecht aufgetürmt. Da die abbrechenden Eisplatten oft sehr groß und schwer sind, bleibt ein erheblicher Teil unter Wasser und schafft dort regelrechte Schluchten und Gänge. Hier sind Anton, Ivan und Mechael immer mit den Tauchern im Wasser, da die Strömung das Eis auch gegen die Felswand drückt. Wer das Eis nicht kennt, könnte schnell zwischen den Platten eingeklemmt werden. Die Eismassen sind gewaltig und die Lichtstimmungen unbeschreiblich. Drei Eislöcher sind hier ganz nah beieinander, so dass mindestens zwei Teams gleichzeitig tauchen können. Doch das wirft ein Problem auf. Die Leinen könnten sich kreuzen. Um dies zu vermeiden, müssen die Gruppen sich gut absprechen und während des Tauchgangs darauf achten die Leinen nicht zu überkreuzen. Unter Wasser kracht es mehrmals im Eis und die Schollen bewegen sich sichtbar zueinander. Vorsicht ist geboten. Wie viel das Eis sich bewegt, sieht man an der Oberfläche. In nur vier Stunden ist die Eisdecke um mehr als eineinhalb Meter gefallen. Ivan zeigt auf die Abrisskante, auf der am Morgen die Motorsäge abgestellt wurde. Da stand sie eben gleich neben dem Eisloch, jetzt steht sie auf Brusthöhe am Felsen.
Heute geht es bereits am späten Nachmittag zurück. Ein kleiner Ausflug in einen nahgelegenen Canyon steht noch auf dem Programm. Hier übernachten manchmal übers Wochenende junge Russen in Zelten. Unterhalb steiler Felswände richten sie ein Camp ein und feiern die Nacht durch am riesigen Lagerfeuer. Fremde sind willkommen und werden gerne in den Kreis der Feiernden aufgenommen. Ivan ist mit hinausgefahren und schürt ein kleines Feuer an. Aus Zweigen eines Baumes kocht er Kräutertee und gräbt ein paar Wurzeln aus, zeigt wie man eine Falle baut und erklärt, wie man auch im Winter hier draußen überleben kann. „If you come next year, we will do a survival training and stay here over night“ er grinst und holt die Grillwürstel aus der Essensbox und brät sie über dem Feuer.
„Very soon you will miss our Banya“, Anton erhöht die Schlagzahl mit den Birkenzweigen. Der „Getroffene“ genießt. Morgen heißt es noch vor Sonnenaufgang Abschied nehmen. Sein Grinsen ist nicht so entspannt wie die Tage zuvor. „Come again and bring your friends with you. The White Sea is better than all tropic seas. We have soft corals, anemones and kelp. Sharks, whales and wolf-fish. At wintertime we do ice diving and in the summer nice kelp and wall diving.” Er dreht sich um und verschwindet schnell aus dem Banyo. Bis die nächsten Gäste kommen und es wieder heißt: „Let me entertain you“!
Weisses Meer
Das Wetter am Weißen Meeres ist wechselhaft und schwer vorhersehbar, da die kontinentalen und maritimen Einflüsse die Wetterlage beeinflussen. Die Winter am Weißen Meer lang, obwohl es erst ab Mitte November zur Eisbildung kommt. Oft erst im Dezember entsteht eine tragfähige Eisdecke. Im Februar/März liegt die durchschnittliche Lufttemperatur über dem Meer bei zirka minus 15 Grad C. Wenn Ende März ein gleichmäßiger Westwind mildes Atlantikklima mit sich bringt, erhöht sich die Temperatur schnell bis um die null Grad C, um dann plötzlich über Nacht auf arktische minus 25 Grad C zu fallen. Die Wassertemperatur beträgt im Winter zwischen minus 0.5 Grad und minus 1,5 Grad C an der Eisoberfläche und bis zu minus 3 Grad C in der Tiefe. Der Salzgehalt des Weißen Meeres ist etwas geringer als in tropischen Meeren und beträgt 27.5 – 28 Promille. Die Gezeiten wechseln im Zwölfstundenrhythmus, mit einer Geschwindigkeit von zwischen einem und vier Metern pro Sekunde. In den engen Fjorden des Weißen Meeres gibt es ein eigenes Mikroklima, das selten Stürme oder hohen Wellengang aufweist.
Im Sommer erwärmt sich das Wasser auf 15 bis 20 Grad C, wobei bereits ab einer Tiefe von fünf Metern die Wassertemperatur nur noch 10 Grad C beträgt. Die Unterwasserwelt ist deutlich farbenfroher als man vermutet. Regenbogenfarbene Seesterne, gelbe und weiße Weißmeerkorallen, rosa und weiß leuchtende Anemonen, pastellrosafarbene und orangene Weichkorallen und nicht zu vergessen die fast golden schimmernden Kelpwälder. Das beeindruckteste ist aber das Eis. Durch die Gezeiten wird es gehoben und gesenkt, bricht und friert wieder. Bei einem Tidenhub von bis zu zwei Metern ist dies ein gewaltiges Schauspiel. Dabei entstehen unglaubliche Formationen unter Wasser und regelrechte Eistürme über der Eisfläche. Tauchen bedeutet staunen unter Eis. Es gibt so viele zu entdecken im Weißen Meeres, die man sonst nirgends erleben kann. Gewaltig sind die riesigen Gorgonenkopfquallen, häufig anzutreffen der Seewolf, unscheinbar und doch einzigartig die Blaumuscheln, die überall an den Felsen kleben. Wie ausgesät wachsen an manchen Stellen riesige Kolonien an Weißmeerschwämmen, in manchen Buchten finden sich Millionen an Garnelen, in anderen Herrscharen an Gespensterkrebsen und im Freiwasser schweben engelsgleich hunderte an bunten Ruderschnecken. Aber auch im Sommer gibt es unendlich viele zu erleben, was im Winter im Verborgenen bleibt. Ein Meer, das so ganz anders ist als die tropischen Meere der Erde und doch so bunt.
Wissenswertes:
Das Weiße Meer, auch Weißmeer genannt (russisch Бе́лое мо́ре), ist ein Seitenmeer des arktischen Ozeans auf der Nordhalbkugel im europäischen Teils Russlands. Das Weiße Meer bedeckt eine Fläche von rund 90.000 km² und hat ein Gesamtvolumen von etwa 6000 km³. Im Mittel ist es 67 m tief, die maximale Tiefe beträgt 350 m. Im Norden wird das Meer durch die Halbinsel Kola, im Westen durch die Landschaft Karelien, und im Süden durch die Oblast Archangelsk begrenzt. Da dieses Nebenmeer fast vollständig von Festland umgeben ist, aber einen verhältnismäßig breiten Zugang zum Nordmeer hat, handelt es sich um ein Randmeer.
Das weiße Meer wird in vier Teile gegliedert. Den nördlichen Übergangsbereich zur Barentssee stellt die Waronka (russisch Воронка, deutsch Trichter) dar, die 100 bis 170 km breit ist. Ihre Tiefe beträgt bis zu 80 m, im Mittel 34 m. Süd-östlich der Waronka liegt der im Mittel nur 13 m tiefe Mesenbusen (russisch Мезенский залив). Die 40 bis 60 km breite Meerenge Gorlo (russisch Горло, deutsch Hals), die 40 bis 60 m tief ist, führt in das eigentliche Weiße Meer. Dieses wiederum besteht aus dem zentralen Becken sowie drei Buchten (von Ost nach West): dem Dwinabusen (mittlere Tiefe: 49 m), der Onega-Bucht (mittlere Tiefe: 19 m) und der Kandalakscha-Bucht (mittlere Tiefe: 109 m).
Der Salzgehalt variiert je nach Süßwasserzufuhr aus den Flüssen innerhalb des Weißen Meeres. An der Oberfläche des zentralen Weißen Meeres liegt sie bei 24–27 ‰, in der Tiefe bei 30 ‰. Damit ist das Meer etwas weniger salzig als die benachbarte Barentssee. (Quelle Wikipedia)