Kapitel 3: "Schärfe und Belichtung"
Wie im Teil 2 angetönt, wollen wir uns diesmal noch etwas tiefer mit den angesprochenen Themen beschäftigen und die Qualität unserer Fotos steigern. Limitationen aufgrund des Sensors, Weissabgleich, Makromodus, Fokussier- und Belichtungsmethoden werden uns nun beschäftigen. Wir werden auch wieder speziell, aber nicht ausschliesslich, auf die Kompaktkameras eingehen. Damit fangen wir auch gleich an:
Problem: Kleiner Sensor
Naturgemäss sind in Kompaktkameras die kleineren Sensoren verbaut. Damit sie nicht allzu hinten anstehen müssen beim verkaufsrelevanten Argument der Megapixel, werden eigentlich zu viele Pixel auf die Fläche gesetzt. Diese stören einander. Es kommt zu Bildrauschen.
Man kann dem Problem einigermassen begegnen, in dem man sich mit Hochschrauben der ISO Zahl zurückhält. 100-200 ist die richtige Einstellung. mit den neusten Generationen kann man gut auch mal bis 800 gehen, sollte aber dann perfekt belichten (Andernfalls wird das Foto bei der Bildbearbeitung schnell körnig). Lass dich nicht verleiten von der Einstellmöglichkeit bis ISO 3200 oder gar 6400 zu gehen. Lerne deine Kamera diesbezüglich schon zu Hause sehr gut kennen damit du unter Wasser die Grenzen kennst und entsprechende Fehler vermeidest. Mache Testfotos und schaue dir diese bei 100% Vergrösserung auf dem Computer an.
Bevor wir nun lernen, den Fokusbereich einzustellen, zuerst ein Blick auf den Weissabgleich und die minimale Brennweite:
Weissabgleich:
Ein richtig eingestellter Weissabgleich verhindert einen gelben oder blauen Farbstich. Lerne aus der Bedienungsanleitung, wie du den Weissabgleich bei deiner Kamera einstellst. Fotografierst du mit RAW (was du eigentlich tun solltest), dann lass in auf "Auto". Du kannst ihn während des RAW-Prozessierens noch genau einstellen.
Makro:
Kompaktkameras sind kleine Wunderdinger, wenn um die Minimaldistanz zu den Motiven geht. Die extremsten sind sogar mit 1cm Abstand zufrieden, bei den meisten geht es um wenige Zentimeter. Wichtig dafür ist, dass man auch den Makromodus einstellt. Das ist der Knopf mit dem Blümchensymbol. Aufgepasst wenn du so nahe ans Motiv gehst, dass du einerseits das Motiv nicht von seinem Platz schiebst und andererseits, dass du die Blitze so gestellt hast, dass das Motiv auch vorne beleuchtet wird. Beachte die Schattenwürfe.
Fokus und Belichtung in unserer Hand
Damit wir der Kamera sagen können, wie wir's denn gerne hätten, schauen wir uns die Arbeitsweise unserer Kamera mal genauer an. Sie bietet uns zwei Hilfestellung an: den Autofokus (AF) und die automatische Belichtung (AE für Auto Exposure)
Bei dir gibt es noch ein AEL resp. AFL? Das "L" steht für "locked" und heisst "gespeichert". Damit messen wir die Belichtung oder fokussieren auf eine Fläche im Bild, drücken die Taste und bewegen die Kamera, um das Motiv richtig zu platzieren und das Foto zu machen (s.u.).
Kompaktkameras, aber auch Spiegelreflex und spiegellose Kameras sind im Auto Modus darauf getrimmt, die unterschiedlichsten Situationen mindestens durchschnittlich gut zu belichten und zu fokussieren. Das ist gut für 90% der Leute, nicht aber für uns. Es verhindert, dass wir die Motive richtig schön vom Hintergrund freistellen können oder bewirkt, dass wenn wir das Motiv brav in der Drittelsregel platziert haben, das anstelle des Motivs der Hintergrund scharf ist.
Was machen denn unsere lieben Kameras? Sie nehmen grundsätzlich die Fläche der Mitte und je nach Einstellung mehr oder weniger von den Randpartien zur Berechnung der Distanz und der Belichtung. Wenn das Motiv dann nicht in der Mitte ist (und das sollte es nicht sein) wundern wir uns über unscharfe Bilder.
Gerade im Makrobereich und vor allem für Bokeh-Fotos wollen wir der Kamera genau sagen wo der Schärfepunkt liegen soll. Nimm schon mal die Bedienungsanleitung deiner Kamera hervor. Denn je nach Marke verstecken sich die Parameter an unterschiedlichen Orten im Menu.
Auswahl des Fokus Feldes (AF Frame Mode):
- Gesamtes Bild (Die Kamera nimmt alle Ihre Fokuspunkte zur Distanzbestimmung)
- Fläche (Die Kamera nimmt die eingestellte Menge an Fokuspunkten)
- Punkt (Die Kamera nimmt einen einzigen Fokuspunkt für Ihre Messung)
Bei den letzten beiden Varianten können wir mitreden. Wir können, meist mit dem Cursor, bestimmen ob die Fläche, resp. der der Punkt (Spot) mehr links oder rechts, oben oder unten ist. Bei einer Kamera mit 9 Fokuspunkten haben wir also 9 Möglichkeiten den Punkt zu setzen.
Verschiedene Kameramarken haben unterschiedliche Terminologie. Bei Olympus z.B. werden die 3 Arten auch "Alle Ziele" "Gruppenziel" und "Einzelnes Ziel" genannt (Manual für OMD E-M5).
Für Makro und speziell die Bokeh-Fotos wähle ich ausschliesslich Punkt-Messung. Diesen setze ich auf das Auge oder bei den Schnecken auf die vordere, resp. bildbestimmende Rhinophore.
Bei der Belichtung haben wir folgende 3 Möglichkeiten:
1. ESP Messung (Das ganze Bild wird durch die Aufnahme aller Punkte in die Messung einbezogen. Von den unterschiedlichen Punktmesswerten wird dann einfach der Durchschnitt berechnet.)
2. Mittenbetonte Messung (Der mittige Bereich wird stark gewichtet einbezogen, die Randflächen weniger stark.)
3. Punktmessung (Es wird nur an dem Punkt gemessen, der für den Autofukus ausgewählt wurde.)
Zum Teil gibt es für die Punktmessung noch die Auswahl "hellere" oder "dunklere" Belichtung.
Achtung: Wählen wir die Punktmessung und legen den auf ein dunkles Auge, dann ist das Risiko sehr hoch, dass hellere Teile des Bildes überbelichtet werden. Egal ob Kompaktkameras, Spiegelreflex oder Spiegellose, die Werte auf den Balken in der Anzeige sind immer wie oben berechnet und sagen nichts über die eigentliche Belichtung auf den verschiedenen Bildflächen aus. Wir müssen immer die Kontrolle machen. Mindestens mit der Anzeige für "Höhen/Tiefen" (="Shadows/Highlight") besser aber mit dem Histogramm. Wie genau das vor sich geht, erfahren wir in einem späteren Kapitel.
Um diese Situationen zu vermeiden können wir mit der Punktmessung auch irgendeinen Punkt oder mit der mittenbetonten Messung eine Fläche auf dem Foto aussuchen, messen, den Auslöser halb drücken und dann das bild richtig komponieren und auslösen. Damit sind aber Belichtung und Fokus zusammen an diesen einen Punkt gebunden.
Es gibt eine elegante Lösung, dieses Problem zu umschiffen. Bei der Verwendung von AFL und AEL kann man getrennt steuern.
Nun, früher oder später solltest du so fit sein, dass du die Einstellungen der Belichtung manuell vornimmst, und per Histogramm kontrollierst. Das hat u.a. auch der Grund, dass die TTL Steuerung der Blitze unter Wasser mit grossen Fehlerquellen behaftet ist. Siehe dazu Teil 2 dieses Fotokurses.
Um diese Grundlagen des Fotografierens in den Griff zu bekommen braucht es Übung. Wir schliessen dieses Kapitel ab damit ihr genügend Zeit habt mit Kamera und Bedienungsanleitung auf Pirsch zu gehen und fleissig zu fotografieren. Auch heute noch gehe ich fleissig in den Zoo oder mache Fotoausflüge, einfach um zu üben.
Nächstes Mal werden wir uns der Bildkomposition zuwenden. Bis dahin wünsch ich viel Spass mit eurer Kamera.