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Kapitel 10: "Reef Art: Entdecke die versteckten Schönheiten des Riffs"

Über's Riff zu fliegen ist der Traum jeden Tauchers. Als Fotografen allerding müssen wir unseren Flug etwas abbremsen und auch mal innehalten. Nun gehen wir sogar einen grossen Schritt weiter. Wir nehmen die Lupe und suchen nach Mustern und Strukturen, welche dem Normaltauchenden völlig verborgen bleiben. Wir nehmen die Supermakro Ausrüstung und gehen richtig nah ran!

Reef Art - Fine Art

Reef Art heisst Struckturen abbilden. Linien und Farben integrieren. Muster, Repetitionen im Gefüge, welche das Publikum zum Staunen bringen. Ja sogar Taucher werden begeistert sein, da sie den Blick für diese Welt für gewöhnlich nicht offen halten.

Reef Art ist abstrakte Kunst. Damit diese auch wirklich durchkommt, ist allerhöchste Qualität gefordert. Die Bilder laden ein, nach Details zu suchen und so werden Schwächen unverblümt offen gelegt. Wir streben nach Fin Art Photography unter Wasser.

Mehr als sonst müssen wir uns auf die Komposition achten. Uns genau überlegen, wieviel Schärfe braucht's, wo liegt sie und wo möchten wir ein schönes Bokeh sehen.  Das Bildrauschen sollte praktisch inexistent sein, Farben und Kontraste passend zum Bildinhalt gewählt werden, wobei schrill und kontrastreich in einem von Bokeh dominierten Foto nicht wirklich wünschenswert sind. Feinere Abstufungen und weiche Varianten haben sehr gute Erfolgschancen.

Es ist selbstredend für Fine Art Photography, dass wir das Bild unter Wasser perfekt schiessen wollen. Das gilt sowieso auch für den Bildausschnitt, den jedes Cropping verringert die Qualität für grossformatige Qualitätsdrucke. Und dazu kommt die feine, perfekte Nachbearbeitung am Computer.

Die Gratwanderung von "langweilig" zu "spannend"

Sich wiederholende Strukturen können schnell sehr langweilig werden im Bild. Oder dann richtig spannend. Es gibt in der Reef Art wenig mittelmässige oder gute Bilder. Wenn's klappt dann hat man einen echten Hingucker!

Spannende Strukturen erzählen biologische Geschichten. Was sind das für Drüsen, Haare, Erhebungen etc? Oder sie sind kunstvoll arrangiert: Diagonale Linien zum Beispiel. Es lohnt sich auch, sich wiederholende Strukturen mit eieinem kleinen Etwas, einem überraschenden  Detail zu brechen. Es gibt Strukturen, die mit Supermakro Vergrösserung in der Tat aussehen als wären sie eingefärbte Elektronenmikroskopische Aufnahmen.

Betrachte deine Aufnahmen sehr kritisch und trenne Spreu vom Weizen früh. Hole dir Kritiken um zu lernen, welche Bilder wirklich beim Publikum ankommen.

Licht und Objektive

Einige Strukturen können einfach gefunden werden, andere sind richtig klein und eröffnen sich dem Fotografen erst durch Ausprobieren.  Makrofotografen sind hier im Vorteil. Aber alleine ein Makroobjektiv zu benutzen genügt häufig nicht. Für Supermakro Aufnahmen braucht es Telekonverter und/oder Vorsatzlinsen, sogenannte Nahlinsen (Closeup lenses) welche vorne auf den Port geschraubt werden. Einige können auch mit sogenannten Flip Holdern vor den Port und wieder weg geklappt werden. Es gibt welche, da kann man zwei oder drei aufeinander schrauben. Aber aufgepasst: Zu viele Gläser vor der Linse mindert die Qualität. Und die ist gerade in der Reef Art besonders wichtig.

Pass auf deine Lichter auf. Mit der Supermakroausrüstung geht man besonders nahe ran. Eine saubere Positionierung verhindert  unschöne Schattenwürfe (Auch vom Port) und das versehentliche Berühren und Beschädigen der Motive. Flexible Blitzarme ermöglichen es auch, unübliche Belichtungssituationen zu erstellen und sich von den Effekten überraschen zu lassen.

Empfohlene Motive

Wenn man in Betracht zieht, dass wir mit einer in der Regel kleinen Tiefenschärfe arbeiten, den Ausschnitt exakt auf's Bild bringen möchten und dass wir uns selber in einer neuen Situation befinden, empfehle ich für den Start unbewegliche Motive. Eine Pilzkoralle zum Beispiel. Sie hat relativ grosse, harte Strukturen an denen man  ungestresst üben kann. Planare Bilder, Strahlenrichtung, Spiel mit der Tiefenschärfe, abgewinkelte Aufnahmen etc. sind Themen an denen man hier üben kann.

Dann können wir zu kleineren Strukturen übergehen: Steinkorallen, die Polypen einer Oktokoralle oder die Haut eines Seesterns.

Anemonen wie die Glasperlen Anemone oder die Flossen eines Skorpionfisches geben mit etwas Erfahrung ebenfalls gute Motive.  Augen und Schuppen verschiedener Fische sind dann schon richtig was für geübte Fotografen. Halte Ausschau nach Nacktschnecken. Ihre Haut ist häufig sehr kunstvoll gefärbt. Oder ihre Kiemen. Man tut sich einen grossen Gefallen, wenn man nicht mit der 2cm grossen Nacktschnecke beginnt um deren Kiemen zu fotografieren. Eine Risbeckia zum Beispiel ist ideal. Oder eine Spanische Tänzerin, deren sechs grossgewachsene Kiemen viel Spielraum lassen und in denen man manchmal witzige Untermieter findet (Imperator Garnelen).

Interessant wird es auch, wenn man auf nicht geplante Überraschungen stösst. Ich erinnere mich an den Schwarm Büffelkopf Papageifische, der mir begegnete, als ich mit der Makroausrüstung unterwegs war. Blitzschnell umdisponieren kreativ denken und mit dem neuen Motiv was machen ist hier die Devise.

Ich hoffe, ich konnte euch etwas inspirieren mal etwas ganz anderes unter Wasser auszuprobieren. Ich wünsche euch viel Spass dabei!