In den Urlaub geschickt von:
Autorin
Conny Maunz
Verkauf und Marketing
WIRODIVE Tauchreisen
Fazit
Mein Fazit der Reise: die Korallenpracht und der Fischreichtum Sulawesis haben mich sehr positiv überrascht. Wer nicht unbedingt den Geldbeutel für Raja Ampat hat, findet auf Sulawesi tolle Tauchplätze, sehr hübsche, gemütliche Resorts, eine noch vom Massentourismus unverbrauchte Inselwelt und dazu für Kultur,- und Landschaftsbegeisterte ein tolles, zentrales Hochland.
Sulawesi: Korallenpracht, Hochland der Torajas & verträumter Inselstaat
Nach einem komfortablen Flug mit Singapor Airlines lande ich in Manado, der größten Stadt Nordsulawesis und dem "Gateway" nach Lembeh, Gangga und in den Bunaken Nationalpark. Die Fahrt zum Hafen zeigt mir schon den Charakter der Stadt: Nicht schön, aber soweit angenehm und wenig hektisch. Eine Handelsstadt ohne große Sehenswürdigkeiten und prima, um noch eben die letzten Besorgungen zu erledigen, bevor es auf eine der vielen umliegenden Inseln geht.
Mich drängt es auf die Insel Pulau Bunaken und in das Bastianos Resort. Es erwartet mich eine Überfahrt, die je nach Wetter 40-60 min. dauert.
Bei Sonne, 30° C Luft- und 28° C Wassertemperatur und einem frischen kühlen Orangensaft fühle ich, wie ich - es ist Mitte März - aus meinem Winterschlaf erwache. Gleich rein in die Badeklamotten und ins Wasser, und die Welt ist in Ordnung!
Das Bastianos Resort ist eines der älteren, von einer einheimischen Familie geleiteten Tauchresort. Es steht für eine gemütliche Einfachheit der Unterkünfte, sehr freundliches und bemühtes Personal und für professionellen Tauchbetrieb. Pierre, Franzose mit sehr guten Deutsch- und Englischkenntnissen leitet die Basis, die neben der Schiffscrew 6 lokale Tauchmaster anstellt.
Ein Rundgang durch das Hotel zeigt mir schnell den Lieblingsort der Gäste. Im 1. Stock des Hautgebäudes schaffen Restaurant, Bibliothek, Sitzecke und Tauchertreff ein herrliches Refugium mit schönem Blick und sanfter, kühlender Brise. Ein Ort zum Relaxen, die Seele baumeln lassen und zum gemütlichen Beisammensein.
Die Superior Zimmer des Resorts sind zweckmäßig, aber sauber und angenehm gestaltet. Jede Einheit hat eine eigene Veranda mit herrlichem Blick auf die Inselwelt. Der ca. 100 m lange Strand lädt zum Baden ein, Schnorchler fahren am besten mit den Tauchbooten zu den schönsten Schnorchelplätzen.
Für alle Dugong-Fans ein Tipp: Kommen Sie im September, wenn sich viele Dugongs in der Bucht um das Bastianos die Mägen mit Seegras vollschlagen. Wohin die Tiere danach ziehen ist und bleibt ein Rätsel.
Ausgeschlafen und gestärkt fahren wir mit einer sehr netten Crew zuerst zum Tauchplatz "In front of the village" und anschließend zur "Turtle Village". Eine bis zu 50 m tiefe Wand bietet dem "nicht nur an Großfischen interessierten" Taucher alles, was das Herz begehrt. Intakte Korallengärten, riesige Gorgonien- und Lederkorallenteppiche und viel Fisch, wie zum Beispiel: Zwergbarsche, Füsiliers, Falterfische, Kaiserfische, Barrakudas und Weißspitzenriffhaie. Dazu Orang Utans Shrimps, Warzennacktschnecken und Prachtsterne und an die 10 Schildkröten pro Tauchgang, die wohl jedes Taucherherz höher schlagen lassen! Ich bin erstaunt, ob der Vielfalt, der Farben, des Reichtums und des noch sehr intakten Unterwasserparadieses. Schön zu wissen, dass es ausser Raja Ampat noch andere Juwele in Indonesien gibt!
Da ich leider nur einen Tauchtag im Bastianos NP habe, entgehen mir weitere Driftdives und Steilwände, die Muckdive Plätze des Parks sowie die westliche Seite der Insel. Hier herrscht teilweise heftige Strömung, sodass sie mit einer größeren Chance auf Adlerrochen, Riffhaie, Barrakudas oder die hier eher seltenen Hammerhaie lockt.
Für alle die einen höheren Anspruch an Komfort pflegen, sollte das Siladen und SPA Resort, der ideale Urlaubsort sein. Eine Fahrt von 25min bringt mich auf die kleine Siladeninsel, die von ca. 300 Einwohner bewohnt ist.
Wie auf allen Inseln, kommt das Trinkwasser vom Festland, der Strom von Generatoren und Solaranlagen. Das Leitungswasser wird auf den Inseln gewonnen, muss aber dann teilweise in grossen Tanks 1-3 mal am Tag per Schiff zu den jeweiligen Resorts gefahren werden. Die Wäsche wird meist auf das Festland gebracht, da das Grundwasser der Inseln einen zu hohen Salzgehalt hat. Ein logistischer Aufwand, den man bei der Preisgestaltung der Unterkünfte aber auch im Serviceangebot immer im Hinterkopf haben sollte.
Welches Privileg wurde uns eingeräumt, uns solche Ort anschauen und mit solchem Luxus umgeben sein zu dürfen! Das Siladen ist ein anderes, ein schöneres aber auch teureres Kaliber als das Bastianos. Einzelstehende Bungalows mit Garten oder Meerblick und mit allen Annehmlichkeiten eines 5 * Resorts, ein schön gestalteter Pool und einem Restaurant am Strand vermitteln bei Ankunft einen tollen Eindruck. Und der bestätigt sich je länger ich bleibe.
Unbedingt sollte man sich eine Massage im SPA gönnen. Die Damen verstehen ihr Handwerk und kneten mir jeden müden Muskel mit einem strahlenden Lächeln weich.
Die Angestellten stammen meist von der Insel. Im Siladen ist man sehr bemüht, den Einwohnern die Bedeutung von Umweltschutz und Ökotourismus näher zu bringen. Meeresgebiete wurden in reine Tauchregionen und reine Gebiete für die Fischer unterteilt. Im Gegenzug werden Arbeitsplätze geschaffen und Strom für alle Inselbewohner zur Verfügung gestellt.
Schildkröten, die gerne auf Siladen ihre Eier ablegen werden geschützt und von den Einwohnern gefundene Eier vom Resort abgekauft, um diese aufzubewahren bis die Kleinen schlüpfen.
Ein Zusammenspiel von Tourismus und Lebenserhalt, der zu funktionieren scheint.
Auch hier im Siladen Resort werden bis zu 5 Tauchgänge am Tag angeboten. Die Tauchbasis wird von 2 Italienern mit deutsch-englisch und französisch Kenntnissen bestens geführt. Ein sehr sauberer und gepflegter Empfangsbereich führt in das Klassenzimmer und den Kameraraum. Gute Ausrüstung kann gegen eine Gebühr ausgeliehen werden.
Getaucht wird im selben Gebiet wie im Bastianos Resort. Bis zu 60 Tauchplätze lassen keine Langeweile aufkommen. Die Schönheit und Vielfalt der Riffe sind beeindruckend. Die Sicht beträgt oft bis zu 30m, so auch heute. Fotografen werden alle Mühe haben vorwärts zu kommen, denn laufend entdeckt man Neues und manchmal ziehen sogar Delfine direkt vor dem Resort vorbei. Die flinken Burschen bleiben uns heute verwehrt. Dafür geht's am Nachmittag aber zu meinem ersten Mandarinfischtauchgang. In einem Halbkreis knien wir uns in den Sand und warten in stiller Aufregung auf die schillernden Genossen. Und siehe da, nach 10 Minuten Wühlen im Sand zeigen sich 6 zauberhafte Mandarinenenfische und geben uns ein Schauspiel ihrer Farbpracht.
Auch Tauchausfahrten in den Norden Sulawesis nach Ganga Island werden angeboten. Ideal ist eine Kombination eines Aufenthaltes in Lembeh und Makro/Crittertauchen mit dem Bunaken NP und tollen Korallengärten.
Leider fehlt mir dazu die Zeit den morgen geht's nach Zentralsulawesi, in das Prince John's Resort.
Ich freue mich, - gleichzeitig wäre ich gerne länger in diesem Resort des Wohlfühlens und gemütlichem Luxus geblieben. Ich komme wieder!
Palu / Prince John Resort
Noch in der Dunkelheit geht's per Boot und Wagen zum Flughafen. Flüge nach Palu gehen immer über Makassar und dann wieder Richtung Norden nach Palu. Aufgrund der Abgeschiedenheit und des kaum bestehenden Tourismus gibt es keine Direktflüge.
Zentralsulawesi ist eine der trockensten Regionen Indonesiens, jedoch bestimmen auch hier Palmen und Grünflächen das Landschaftsbild. 1 h Fahrt südlich von Palu gelegen erreiche ich dann das einzige Tauchresort von ganz Westsulawesi. Vor 7 Jahren haben meine deutschen Gastgeber Alex und Anna das Resort übernehmen und seitdem stetig aufpoliert, verschönert, den Service verbessert und somit ein Tauchresort ohne grossen Luxus, aber mit viel Wohlfühlatmosphere geschaffen.
15 einzelstehende Bungalows mit grosszügigen Holverandas wurden auf einer Klippe mit herrlichem Meerblick gebaut. Das Herzstück des Resort liegt dann unten am Strand. Rezeption, Bar, Restaurant, Tauchschule und Strandliegen bilden ein geschmackvolles und relaxtes Resortleben .
Der Tauchbetrieb ist entspannt. Gegen 9 Uhr am Morgen geht's raus, man kehrt nach dem 1. Tauchgang zurück zum Resort, um dann nachmittags gegen 14 Uhr und wer will am Abend weitere Tauchgänge zu unternehmen.
Das Gebiet wurde in den Inner und Outer Circle aufgeteilt. Die Tauchplätze des Inner Circles werden oft mit kleinen Speedbooten in bis 10 Min erreicht, der Outer Circle wird mit einem grösseren Boot für bis 12 Mann angefahren. Tagesausflüge mit bis zu 3 Tauchgängen am Tag werden auf dem grossen Holzboot nach Anfrage organisiert und führen dann zum Outer Circle, in dem u.a. auch einige Riffwände, die bis zu 100m abfallen, abgetaucht werden. Auch 2 Wracks können mit Alex besichtigt werden, dorthin kommt der Chef dann höchst persönlich mit.
Hier am Outer Circle sieht man öfters auch Riffhaie und mit Glück Hammerhaie. Die Korallen sind super intakt, der Fischreichtum ist sehr gesund und auch Makro Fans kommen voll auf ihre Kosten.
Im Inner Circle fallen die Riffe flacher ab. Korallenberge und blöcke wechseln sich ab mit Sandböden. Hier immer Augen aufhalten, denn ab und an ziehen Dugongs vorbei und 8-9-mal im Jahr wird auch ein Walhai gesichtet.
Die Korallenvielfalt ist toll. Aufgrund der etwas schlechteren Sicht ist die Farbenpracht nicht ganz so gut wie im Bunaken Nationalpark, aber der Firschreichtum mindestens genauso gut. Koffer,- Wimpel,-und Falterfische, Flötenfische, Anemonen, Husare und Nacktschnecken in allen Farben, unzählige Schildkröten, Muränen, Seeschlangen, black tip Riffhaie, Garnelen und Blaupunktrochen sind nur einige der Meeresbewohner, die wir während des ersten Tauchganges bewundern. Der zweite Tauchgang steht dem ersten in nichts nach und als Belohnung finden wir sogar die komisch irren Anglerfische.
Wem hier langweilig wird ist selber schuld. Die Tauchzeiten von gut 1 Stunde sind „ruckizucki“ vergangen. Die Strömung war von mittelstark bis schwach, das Wasser auch für Frostbeulen tolle 28 C warm und hier im Inner Circle beträgt die Tauchtiefe selten unter 28m.
Sehr zufrieden gehe ich am Abend zum Barbecue am Strand um danach noch glücklicher ins Bett zu fallen. Der Koch ist spitze!
In der Nacht höre ich Schritte auf meinem Dach! - Mutig schleiche ich mich nach draussen, - bzw. nicht so mutig, denn ich wurde von Anna sehr lieb in alle Besonderheiten des Resorts eingewiesen, und so weiss ich, dass das "Maskottchen" des Prince Johns unterwegs ist. Das Baumbeuteltier lebt seit Jahren auf dem Gelände, um des Nachts sein Unwesen zu treiben und Gäste zu erschrecken. Leider bekomme ich es nicht richtig zu Gesicht und es zieht weiter, um seinen Schabernack zu treiben.
Heute Morgen geht's zum Outer Circle. Ich freue mich auf die Chance auf Großfische, allerdings komme ich gar nicht dazu daran zu denken, denn was uns unter Wasser erwartet ist ein Korallenparadies, das seinesgleichen sucht! Hart-und Weichkorallen, Gorgonien, ein Garten von Tisch,-Brokkoli,- oder Bäumchenkorallen dazu ein herrliches Fischaquarium, Kleinstlebewesen, aber auch wieder die bizarren Sepias oder Blaupunktrochen bleiben unvergesslich. Und belohnt werden wir auch noch mit 2 grossen Schwarzspitenriffhaien.
Etwas Erfahrung im Strömungstauchen sollte man mitbringen, ansonsten ist das Tauchen mit einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Crew sehr einfach.
Am Nachmittag teste ich das Hausriff. Es eignet sich super für Anfänger und check Tauchgänge. Alle Schnorchler, die auf kein Boot klettern möchten, finden hier einen sehr hübschen Auszug der weiter entfernt gelegenen Tauchplätze.
Ganz klar, ein Weg zum Prince John's lohnt sich. Eine noch ursprüngliche Küste, die den Resorttauchern ganz alleine gehört, angenehme Tauchbedingungen, wunderschöne Tauchplätze, und mit Anna und Alex, 2 Gastgeber, die mit Verstand und Energie, ihr Resort aufgebaut haben und dieses mit Herz und Freundlichkeit führen.
Super verbinden lässt sich ein Aufenthalt im Price John mit einer Tour in das wunderschöne Hochland von Sulawesi, in der die noch sehr traditionell behafteten Torajas leben. Und genau das habe ich die nächsten Tage auch vor.
Torajaland
Ich fliege also nach Makassar, übernachte dort in der grössten, aber nicht sehr sehenswerten Stadt ganz im Süden der Insel gelegen und werde am nächsten Morgen frisch ausgeruht von meinem Fahrer abgeholt.
Für Touren in das Hochland gibt es keine fixen Abreisetermine. Aufgrund der Abgeschiedenheit und der noch wenigen Besucher werden die Touren individuell organisiert.
Die Strasse nach Rantepao, in die "Hauptstadt des Torajalandes" ist erstaunlicherweise geteert, zwar sehr eng und kurvig - Achtung am besten nicht gar so viel frühstücken, (Anmerkung für alle Gäste mit schwachem Magen) - aber dafür ist die Fahrt hoch interessant. Während der 8 h Fahrt fallen mir kein einziges Mal die Augen zu, denn Wohnsiedlungen mit traditionellen Häusern, geschäftiges Treiben auf der Strasse, Reisfelder, Dschungelvegetation und herrliche Ausblicke wechseln laufend das Blickfeld. Nach ca. 6 h durchfahren wir dann das Tor zum Torajaland und die Strasse geht stetig bergauf. Wer nun glaubt, das Bild würde sich komplett ändern, der täuscht sich. Aber wer genauer hinschaut erkennt die kleinen Unterschiede. Die Kopftücher, der zuvor moslemischen Frauen verschwinden, anstatt Moscheen sind Kirchen zu bewundern, und die Landwirtschaft besteht vorweg aus Reisanbau. Reisfelder soweit das Auge reicht, und jetzt auffallend viele Wasserbüffel, die friedlich auf den Feldern grasen bestimmen das Landschafsbild.
Und dann sehe ich auch die ersten ungewöhnlichen Bauten, nach denen ich Ausschau hielt: riesige und prächtige, fast Schiffen ähnelnde Holzbauten mit oftmals weiteren kleineren Anbauten, die nicht weniger schön verziert und aufwendig bemalt sind. Der Grund dieser Prachtbauen ist folgender: Die Torajas stammen von den Mongolen ab, die damals über das Meer nach Sulawesi segelten. Auf dieser Tatsache beruhend wurden die Wohnhäuser den Schiffen nachgebaut. Die Lebensgrundlage, der so wichtige Reis wird in den kleineren "Schiffen" neben oder vor den Häusern gelagert. Je größer die Häuser, desto reicher die Familie.
Dann entdecke ich Steinhäuser mit einem Kreuz versehen und darauf erbaut wieder ein "Schiff" als Zeichen der Zugehörigkeit zum Toraja Volksstamm: Die Gräber der Torajas.
Ihrem Glauben zufolge, ist das Leben nach dem Tod die allein wichtige Phase im Dasein einer Seele, daher wird den Toten gehuldigt. Man trauert, aber weiss, dass das Leben des Dahingeschiedenen nun noch sehr lange im Totenreich weitergeht. Man gibt Trauergaben, Essen und Getränke, - wer sehr reich ist auch Schmuck, - Gaben die den Toten begleiten sollen. In aufwendig geschnitzten Särge werden die Toten in die Felsen getragen, um dort vor den Felsen aufgehängt oder in Höhlen hineingelegt zu werden. So wird der Seele gehuldigt und sie kann in Frieden weiterziehen. Im Laufe der Jahre verrotten die Särge, die Gebeine und Schädel werden sichtbar. Aber das ist ok so, denn die Seele ist weitergezogen und jeder kann gerne die Knochen anschauen und sogar anfassen. Einige dieser Felsengräber darf ich besichtigen, dies ist für die Torajas überhaupt kein Problem, versichert mir mein Guide Sammy. Auch die Torajas pilgern 1-2mal im Jahr zu den Gräbern der Familie, legen Wasser und Zigaretten ab und beten für das Wohlergehen des Verstorbenen.
So spaziere ich vorbei an Knochen, halben Gerippen und Schädeln, an hängenden Särgen und bestaune Felsengräber die ganz hoch oben in den Felsen geschlagen wurden, ein Zeichen für die hohe Stellung des Dahingeschiedenen. Einige Gräber sind bis zu 500 Jahre alt. Sehr reiche und hochangesehene Familie lassen die Toten als Holzfiguren schnitzen und setzen diese neben die Gräber. So glotzen mir neben Schädeln auch unzählige Holzgesichter entgegen. Komplett bizarr!
Auch den "babybaum" darf ich anschauen. Kleingeborene noch ohne Zähne, werden in Höhlen in einen riesigen Baum gelegt. Man glaubt, dass die Babies in diesem Alter noch keine Seele besitzen und so soll der Saft des Baumes, der in die Blätter des Baumes zieht die Seelen in den Himmel steigen lassen. Eine schöne Idee, finde ich.
Die Torajas sind also Christen und animisten und glauben an Gott als auch an verschiedene Naturgötter.
Das Highlight des Tages ist aber eine Begräbnisfeier, an der ich teilnehmen darf.
Auch dies scheint die Torajas überhaupt nicht zu stören. Besucher sind immer willkommen, egal ob weiss oder dunkel. Aber jeder Gast bringt ein Gastgeschenk, wenn möglich einen Wasserbüffel oder ein Schwein, oder wenn dies zu teuer ist Essen und Palmwein. Da dies schwierig für mich zu arrangieren ist, schlägt mir Sammy den Kauf einer Stange Zigaretten vor.
Sehr freundlich werde ich begrüsst, jeder Gast bekommt Tee oder Kaffee mit kleinen Snacks serviert und damit haben die Gastgeber zu tun. Denn oft erscheinen hunderte von Gästen, heute sind an die 700 anwesend. Die Feier dauert 4 Tage und heute wird entschieden wieviele Büffel und Schweine geopfert werden. Damit drückt die Familie Ihren Reichtum und die Stellung des Toten in der Gemeinde aus. Jetzt begreife ich, wieso eine Familie einen Großteil ihres Lebens für die Totenfeiern arbeitet. Denn ein Büffel kostet ca. EUR 4500 - 6000,-, ein Schwein ca. EUR 300-400,-, und es werden bis zu 20 Büffel und 20 Schweine für eine "normal angesehene" Familie geschlachtet! D.h., die Familie kauft anderen Familien die Tiere ab, die zuvor liebevoll gewaschen und gestriegelt und auf einem Dorfplatz ausgestellt werden. An heutigem Tage werden die ersten Tiere geschlachtet. Ich weiss nicht recht, ob ich fasziniert oder leicht angewidert sein soll. Aber letzteres wäre fehl am Platz, denn man sollte der Kultur seinen Respekt zollen. Also schaue ich dem Schauspiel zu.
In einem grossen Halbkreis vor dem Wohnhaus sind etliche Pavillons erbaut worden in denen die Besucher bedient werden. Mind. 10 Schweine, noch lebend und daher laut quiekend, liegen an Bambusstangen gebunden auf dem Boden. Also Gastgeschenke oder von der Familie für die Feier gekaufte Opfer. Die ersten Tiere werden gepackt und kurzerhand durch einen Kehlschnitt getötet. Schon werden die ersten auf Stangen gelegt und über Kohlen geröstet.
Aber nun kommen die 2 Wasserbüffel an die Reihe. Beide werden an einen Pfahl inmitten des Platzes gebunden und auf "drei" wird dem ersten unter Applaus der Zuschauer die Kehle durchtrennt. Der minutenlange Todeskampf ist nicht jedermanns Sache und ich muss mich verstohlen abwenden, die Torajas betrachten das Schauspiel fasziniert.
Auch der zweite Büffel zeigt Lebenswillen. Blut um sich spritzend steht er immer wieder auf, bis er unter dem Beifall der Gäste endlich zusammenbricht.
Sich in keiner Weise an den toten, im Sand liegenden Tieren und den riesigen Blutlachen störend, werden anschliessend weitere Gäste empfangen und schliesslich das erste Essen serviert. In Bambusrohren geschmortes Schweinefleisch wird auf Bananenblättern gereicht. Ich bitte die Götter der Torajas um Gnade, denn eine Kostprobe des Fleisches und ich weiss, mir wird speiübel. Das viele Blut, dazu die Gerüche, die geschmorten Schweine und noch schreienden Schweine um mich sind nichts für meinen Magen. Aber die Götter sind mir gnädig und ich komme mit einer süssen Tasse Tee davon.
Ich bin sehr dankbar, dieser besonderen Zeremonie beiwohnen zu dürfen, ein Erleben einer Kultur, die langsam verschwindet und kaum irgendwo auf unserem Planeten so ausgelebt wird. Vielleicht etwas bizarr und erschreckend für uns Europäer anmutend, so wird diese Kultur aber bestimmt von Freundlichkeit, festen Familienverbänden, Großzügigkeit und Gastfreundschaft.
Noch lange denke ich an diese lieben Menschen, die mich ohne zu Zögern an ihrer Kultur teilhaben lassen und die dafür leben, den Sterblichen eine angenehme Reise in die Totenwelt zu ermöglichen.
Am nächsten Tag bin ich bereit für eine weitere Erkundungstour. Diesmal stehen die Landschaft und das Leben der Menschen im Vordergrund. Daher besichtigen wir zunächst den Markt in Rantepoa. Ich bin froh Sammy dabei zu haben, um mir all die vielen Gewürze, Knollen, getrockneten Blätter, Körner, Gemüsearten, Kräuter, Fläschchen, Fische, Obstsorten und Pülverchen zu erklären.
Eine Fahrt auf den ca. 1350m hohen Berg vor den Toren Rantepoas bietet traumhaft schöne Ausblicke auf Reisfelder, kleine Dörfer, Dschungelgebiete und die Bergwelt Zentralsulawesis. Wir besichtigen traditionelle Häuser, schauen den Frauen beim Weben zu, den Reisbauern bei der Arbeit auf dem Feld und den Handwerkern beim Bauen von weiteren Begräbnisfeierstätten. Oftmals wird über Monate gebaut bis alle Pavillons fertiggestellt sind.
Die Vorbereitung einer grossen Feier für bis zu 1000 Menschen dauert manchmal bis zu 1 Jahr. Solange wird der Tote im Wohnhaus aufgebahrt. Gerade wird in einem Dorf für eine solche Zeremonie gebaut. Bis zu 100 Büffel werden dann geschlachtet werden, denn die Familie ist die am höchsten angesehene Familie der Region und diese möchte den Göttern besonders huldigen und sicherstellen, dass es dem Toten in seinem neuen Leben gut ergehen wird. Man glaubt, dass durch reiche Gaben, auch das Leben nach dem Tod ein gutes und reiches sein wird.
Daher hat der Tiermarkt in Rantepao eine sehr grosse Bedeutung. Schweine und Büffel werden hier täglich ausgestellt und verkauft. Alle Tiere werden vorher im Fluss gewaschen, um dann zum Verkauf sauber und gestriegelt posen zu können.
Die Wasserbüffel, sind das Symbol für Stärke und Reichtum und werden daher sehr verehrt. Im Fluss wird ihnen manchmal täglich ein vergnügtes Bad mit Bürsten, Massage und angenehmer Abkühlung bereitet. Kleine Jungs machen sich einen Spass und klettern auf die Rücken der Tiere, um diese als Sprungbrett ins nasse Vergnügen zu benutzen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wer mehr Spass und Freude am Bad hat - die Jungs oder die Büffel.
Das Torajaland war unbedingt seine Reise wert. Jedem Reisenden und Taucher kann ich einen Abstecher in diese Region der Welt nur ans Herz legen. Selten war ich in einer Region der Welt unterwegs, die gleichermassen durch Schönheit, liebenswerte Menschen, sowie eine noch sehr traditionelle, hochinteressante und sehr alte Kultur beeindrucken kann. Noch lange werden mich die Erinnerungen begleiten.
Morgen geht es wieder zurück an die Küste, diesmal nach Bira, dem Tor zur Insel Selayar.
Ich freue mich auf dieses Juwel ganz im Süden Sulawesis gelegen, auf dem das Ökoresort Selayar mit einem verträumten Paradies, umgeben von Dschungel, Traumstränden und unberührten Korallenriffen wirbt. Ich bin gespannt.
Selayar Resort - Insel Selayar
Nach einer Nacht im jetzt wieder komplett muslemischen Bira, dem Südzipfel Sulawesis, begebe ich mich am Mittag zum Hafen, um das Boot von Selayar zu finden. Es wird eine kleine Suche, da es komplett zwischen den grossen Frachtern, aber auch traditionellen Holzschiffen verschwindet. Aber siehe da, ich entdecke die einzigen Weissen weit und breit, auf einem kleinen Motorboot in der Sonne brühten. Es wird Zeit auf die Insel zu kommen, wo uns nach 2 Stunden Fahrt ein Robinson Crusoe Paradies vom Feinsten erwartet. Das Resort ist vom Boot aus kaum auszumachen. Die Bungalows wurden komplett in den Dschungel eingebaut und nur der Landungssteg weisst uns den Weg ins Selayar.
Hier gibt es nichts ausser glasklarem Wasser, Traumstrand, Korallenriffen, Dschungel, Wellengesang, Geckozirpen und ca. 40 Menschen, die versuchen uns den Aufenthalt so schön und bequem wie möglich zu bereiten.
Wer auf der Suche nach Abgeschiedenheit, Ruhe und Erholung ist, wird hier sein Paradies finden!
Das Selayar wurde vor 20 Jahren vom Deutschen Jochen an der komplett unbewohnten Südseite der Insel aufgebaut. (Jochen’s Lachorgan gilt übrigens als Legende unter Taucherkreisen.) Mit viel Einsatz, Biss, Mut und Geduld hat er mit den einheimischen Behörden als auch den Fischern auf Selayar einen jahrelangen Kampf für ein Schutzgebiet um das Resort ausgefochten. - Mit Erfolg - seit 12 Jahren darf innerhalb der Schutzzone, indem sich alle Tauchplätze befinden nicht mehr gefischt werden. Der Kampf hat sich gelohnt, denn nun gehören die Korallenriffe im Süden Selayars zu den best erhaltestenen Indonesiens. Das Resort zählt heute in Asien zu den bekanntesten Ökoresorts. Westlichen Luxus findet man hier nicht, braucht man aber auch nicht, dafür hat man den seltenen Luxus von unberührter Natur um sich.
Internet und Handy ade, was für eine Wohltat!
Die Stelzenbungalows sind einfach aber sehr gemütlich und großzügig gebaut. Mit A/C oder Ventilator, 24 Stunden Strom (generiert durch einen 2km entfernten Generator), schöner Veranda und Sonnenliegen, Kühlschrank und guten Badezimmern fühlt man sich bestens untergebracht.
Das Essen im einzigen öffentlichen Bar/Restaurantbereich wird an einem Gemeinschaftstisch eingenommen. Gekocht wird einfach, traditionell mit lokalen Lebensmitteln und immer sehr lecker.
Zweimal am Tag fahren die bis für 8 Mann grossen Motorboote in 5-10 Minuten Fahrt zu den Tauchplätzen. Wer möchte kann zusätzlich unbegrenzt am Hausriff ohne Guide tauchen.
Das Hausriff erreicht man über den besagten langen Steg und eignet sich super zum Schnorcheln.
Entlang der gesamten Südküste der Insel fallen Steilwände ab. Auf der Riffplatte finden wir herrliche Korallengärten- und blöcke, unzählige Schildkröten, Rochen, Seeschlangen, Oktopusse, tolle Korallenfische der kompletten Palette vom Doktorfisch, über Fahnenbarsche, Langschnauzenbüschelbarsche, Wimpel, Papagei-und Kofferfischen, bis zu Pinzetten,-Flöten,- oder Lippfischen, Riesenmuscheln u.v.m. Dazu ein Eldorado für Makrofans von der Harlekingarnele und Peitschengarnelen bis zu Kleinkrebsen, Kauries und unzähligen Nacktschnecken. Begeisterte Fotographen verbringen bis zu 3 Wochen im Selayar.
Die Riffwände sind spektakulär und fallen teilweise gerade, teilweise in Stufen mit vielen Höhlen und Überhängen bis 80m und dann ins Ungewisse ab. Hartkorallen, Gorgonien, Schwämme, Austern, wiederum viel Makro von Pygmäenseepferdchen über Geisterfische jeglicher Form und Farbe, von der Zebragarnele bis zur schillernsten Nachtschnecke und jetzt auch grosse Schwärme von Thunfischen, Travelis oder Makrelen, dazu grosse Napoleons und Barrakudas mit einer Länge bis zu 1,80m, Drücker-, Pagagei-, Büffelkopffische, ab und an ein Weißspitzenhai und unzählige weitere Riffbewohner begleiten uns auf den Tauchgängen. Die Riffwände gehören sicherlich zum Aushängeschild Selayars und bieten Tauchern jeglichen Interesses super Taucherlebnisse. Der beliebteste und auch für uns bald beste Tauchplatz ist die Opera Wall.
Neben beeindruckenden Überhängen und kleinen Höhlen ist hier der Fischreichtum Champions League reif. Immer wieder zieht ein Weißspitzenriffhai im Blauwasser vorbei. Wer mehr und grössere davon sehen möchte geht mit Chef Jochen runter zum Shark Point. Hier muss man aber bereit sein weit über die 30m tief zu gehen. Ich wage den Kick und folge an einem frühen Morgen den erfahrenen Flossen Jochens in die Tiefe. Wie tief wir waren verrate ich hier nicht, aber es war klasse. An einer kleinen Riffkante festhaltend beobachten wir unzählige graue Riffhaie, die vor, unter und über uns vorbeiziehen. Für noch grössere Haie ist das Wasser hier zu warm, aber noch tiefer entscheidet mein noch funktionierendes Hirn muss heute nicht sein. Vielleicht ein ander Mal...Auf dem Weg nach oben, finden wir wieder alle Riffbewohner von Adlerrochen über Orang Utanshrimps, von Schildkröten zu Nacktschnecken, von Muränen zu .....
Was für ein geiler Start in einen neuen Tag im Paradies.
Die Tauchzeiten werden den Tiden,-Strömungs,- und Mondverhältnissen genau von Jochen angepasst. Kein Tag gleicht dem anderen, mal gehts um 7 Uhr los, mal erst um 10 Uhr, wer möchte geht mit Sarah auf einen Nachttauchgang mit fluoreszierendem Licht. Normalerweise bewegen sich die Tauchgänge bei einer Sicht von ca. 25m, und meist geringer bis mittlerer Strömung zwischen 20-27m Maximaltiefe. Daher ist das Selayar für alle Taucher, egal welcher Erfahrung eine tolle Reise.
Während der Woche betauchen wir fast alle Plätze im Schutzgebiet und entdecken jeden Tag was Neues. Und so fahren auch die erfahrenen Taucher unter uns super zufrieden nach einer Woche nach Hause. Am Abend vor Abreise zeigt uns Jochen noch seine Ausbeute an Fotos und Filmen der letzten Jahre und danach lassen wir die Woche mit einem kühlen Bier auf dem Steg und dem aufkommenden Mond vor uns im Inselparadies ausklingen.
Auch hier im Süden Sulawesis wurden meine Erwartungen übertroffen,- unsere Gastgeber haben sich stets um uns gekümmert, wir fühlten uns wohl und kehren alle mit vielen tollen Bildern und Taucherlebnissen, relaxt, ausgeruht und mit Energie vollgetankt in den Alltag zurück.
Und die Legende lebt weiter - hoffentlich noch viele viele Jahre...
Vielen Dank an alle für die tollen Tage!
Conny Maunz