Reporter von GlobeDiver.ch

Henry Jager
www.conartix-photo.ch

Reisedaten

Tour:
Die Reise wurde über das innovative und engagierte SSI Divecenter Thun von Monika und Reto Brütsch, welches für diese Reise mit der Waterworld zusammenarbeitete, gebucht.

Verschiedene Flugrouten führen nach San José.  Die Reise will gut geplant sein. Meistens sind die Plätze auf dem Schiff schon 1-2 Jahre im Voraus ausgebucht. Sehr flexible können sich manchmal spontan einen freigewordenen Restplatz ergattern. Die eigentliche Fahrt nach Cocos Island verlangt auch Flexibilität in Costa Rica selber.

Es lohnt sich 2-3 Tage früher anzureisen und nach der Liveaboard Tour nochmals etwas Reserve einzuplanen. Unser Anbieter, die Underseahunter schreibt sogar eine Nacht in Bougainvillea Hotel vor, damit auch alle rechtzeitig abgeholt werden können. Ausserdem lohnt sich Costa Rica für tolle Tagestouren.

Unterkunft / Verpflegung:
Die Seahunter ist ein sensationelles Liveaboard. 10 Doppelkabinen befinden sich auf dem 36 Meter langen Stahlboot. Die Kabinen sind geräumig, Salon und Essbereich ebenfalls. Es gibt viele Plätze, wo man sich aufhalten kann.

Die Verpflegung ist etwas vom erstaunlichsten auf der Seahunter. Noch nach 10 Tagen auf See gibt es frisches Gemüse und Früchte. Wir hatten nicht zweimal das gleiche Menü und es wurde immer frisch und lecker gekocht! Dabei war die Auswahl gross, aus der man sich was zusammenstellen konnte. Da könnten sich einige Safariboote auch auf kürzeren Touren was abgucken von.

Tauchen:
Das Tauchen um Cocos Island ist geprägt von Geduld für die freie Natur. Wo die Tiere noch wild sind ist eine entsprechende Taktik angebracht. Das hat aber auch seinen ganz besonderen Reiz, der spannender ist als jede Haifütterung irgendwo. Das Tauchen ist mittelschwierig, Strömungsgewohnt sein ist allerdings von Vorteil. Ebenfalls von Vorteil ist, von den unentbehrlichen Sachen eine Reserve dabei zu haben. 550km vom Festland entfernt wird jeder persönliche Supply zur Herausforderung. Die Seahunter hat zwar ein paar Reservesachen dabei, aber eben, nur im beschränkten Ausmass.

Nitrox tauchen ist die Regel. Es kann an Board ein Kurs gemacht werden, für die, die ohne Brevet anreisen. Unbedingt vorbestellt werden müssen die 15 Liter Flaschen, die eine beruhigende Reserve bei Strömungstauchgängen bieten.

Sicherheit wird gross geschrieben, um Haiunfällen vorzubeugen. Es gibt ein Sicherheitsdispositiv, welches auch eingehalten wird. Es sind immer zwei geschulte Guides mit dabei, ausgerüstet mit einem Distanzstab. Vorne einer und hinten haben sie die Gruppe und das Umfeld gut im Griff.

Sollte sich die Gelegenheit bieten zu einer Tauchfahrt mit der DeepSee Submarine, sollte man diese unbedingt nutzen. Das ist ein Erlebnis der Extraklasse.

 

Costa Rica – Cocos Island

Der Name “Costa Rica“ ist Programm.  Übersetzt heisst das Land “Reiche Küste“. Ein gewaltiger Reichtum, den das Land zu bieten hat, wollen wir besuchen: Die unglaubliche Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren, welche einmalig in dieser Dichte ist.

Das Land, rund 25% grösser als die Schweiz und etwas mehr als die Hälfte an Einwohnern ist das Herz der von Vulkanen geformten Landbrücke Mittelamerikas. Die unterschiedlichen Vegetationszonen an der pazifischen und atlantischen Küste, in den Regen-, Nebel- und Trockenwäldern ermöglichen, dass Costa Rica rund 6% der Artenvielfalt der Erde beheimatet. Das heisst, rund eine halbe Million verschiedener Arten sind in Costa Rica zu finden, darunter rund 800-900 Vogelarten. Viele sind endemisch.

Zu Costa Rica gehören auch knapp 600'000 km2 Meeresgebiet. Mit dabei ist das Gebiet rund um die 550km vom Festland gelegene, als UNESO Weltkulturerbe unter Naturschutz stehende und nur von Parkrangern bewohnte Insel Cocos Island. In dieses Gebiet wollen wir auf unserer Reise abtauchen.

Das Dive Center Thunersee bietet regelmässig spezielle Tauchreisen an. Immer wieder ist eine Top Destination in der Auswahl. Für 2019 hat sie in Zusammenarbeit mit Waterworld die Cocos Island Reise organisiert und dabei das halbe Tauchboot der Underseahunter belegt.

Etwa 36 Stunden dauert die Überfahrt vom Hafen Puntarenas nach Cocos Island. Mal mehr, mal weniger. Zeit genug, das Equipment aufzusetzen und sich auf dem sehr grosszügig bemessenen Boot auszuruhen und sich auf die spannenden Begegnungen mit der Unterwasserwelt zu freuen.  Die Fahrt führt über das offene Meer. Entsprechend wellig kann es sein. Es empfiehlt sich, gegen Seekrankheit vorbeugende Medikamente mitzunehmen.

Unsere Reisezeit war im Juni. Das ist gemäss History der Beginn der Grossfischsaison. Dennoch sind die Wassertemperaturen angenehm. Ich war mit einem 5mm unterwegs und habe nie gefroren. Mein Unterzieher blieb im Gepäck. Andere waren allerdings deutlich wärmer angezogen und schätzten dies auch. Kann es doch stellenweise auf unter 25°C kühl werden.

Getaucht wurde auf zwei komfortablen Beibooten, wo auch die Ausrüstung fix deponiert wurde. Die beiden Boote tauschten sich jeweils in den Tauchplätzen ab. Das garantiert ein friedliches Tauchen unter Wasser, wenn auch bei den Erzählungen über Wasser immer das andere Boot den besseren Tauchgang hatte. Wer kennt das nicht?  Die Tauchplätze werden unter Einbezug der Witterung und der Strömung sowie den Tauchberichten kurzfristig bestimmt. Doch genug der vielen Worte, runter geht’s.

Die spannendsten Plätze sind natürlich die Putzerstationen und die Strömungskanäle. Da kann es auch richtig durchziehen. Auch wenn ich ich zwei drei Mal meine Blitze aufgrund der Strömung nicht ausfahren konnte, war die Strömung im Durchschnitt gut machbar. Ein Anfänger sollte man allerdings nicht sein.

Und so geht es auf die Pirsch. Natur ist Natur und auf Cocos Island werden die Haie nicht angefüttert. Also Good luck!  Man legt sich auf die Lauer und wartet gespannt. Ein Weissspitzen Riffhai zeigt sich immer. Gegen Ende der Reise denkt man sich: „Geh aus dem Weg, raus aus der Sicht“, so viele gibt es hier.

Dann erscheinen sie. Nicht bei jedem Tauchgang, aber wirklich sehr häufig: Die Hammerhaie. Mal einzeln, mal in Gruppen. Ein fantastisches Schauspiel und das, obwohl wir nicht gerade die beste Sicht haben. Dann stellt man sich vor: Wenn ich auf diesen 15 Metern soviel sehe, wie sieht dann auf den hinteren 30 Metern aus?  Jeder Tauchgang ist Spannung pur! Und die Geduld wird belohnt. Mal Silkies etwas in der Ferne an der Wasseroberfläche, mal ein Galapagos im Kanal, mal eine Horde aufdringlicher Stachelrochen, die mal auschecken möchten, ob die Tauchergruppe nicht vielleicht doch paarungswillige dabei hat. Mal ein paar Adlerrochen, die neugierig vorbeiziehen.

Und ja, dann gibt es die ganz speziellen Vorbeihuscher wie der Schwertfisch oder das sensationelle Kino der Makrelenschwärme. Wer den Fokus auch mal vom Blick ins Blaue ablässt, kann durchaus einige Kleinode entdecken, die Riesenlobster zum Beispiel oder eine Gruppe Schwarm-Wimpelfische. Der rotlippige Fledermausfisch blieb uns allerdings trotz mehrmaliger Suche vergönnt. Die nächsten werden wohl mehr Glück haben.

Glück hatten wir allerdings mit was andrem: Abtauchen bis das Licht verschwindet. Das Schwesterschiff der Seahunter, die Argos, war zu dieser Zeit ebenfalls vor Cocos Island. Und die Argos beherbergt die DeepSee, ein 3-Personen U-Boot mit dem man auf 305 Meter abtauchen kann. Nicht ganz günstig ist dieses Goodie, aber für mich war es ein Must, ein unvergessliches Abenteuer der Extraklasse. Es ist eine einmalige Chance, zur Lichtgrenze vorzustossen und durch den riesigen Acrylglas-Dome eine 360° Sicht auf die faszinierende Unterwasserwelt der Tiefsee zu geniessen. Und ja, auf 305 Metern gibt es einiges zu sehen: Krabben, schuppenlose Fische, Seesterne, Grouper, Anglerfische... Unterwegs wurden wir in grosser Tiefe von einem Mobula begleitet und weiter oben konnten wir einen Seidenhai beobachten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Tauchreise etwas vom spannendsten war, dass ich je erlebt hatte. Auch wenn die Sicht mittelmässig war und die ganz grossen Hammarhaischulen im Gegenlicht ausgeblieben sind, die Reise hat sich gelohnt und ist jederzeit eine Wiederholung wert.

Umrahmt wurde diese Reise von Tagesausflügen in Costa Rica. Diese sind richtig lohnenswert. Nur schon auf einer kleinen Bootstour auf den Flüssen im Landesinnern lassen sich unzählige Tiere beobachten: Wasservögel wie zum Beispiel auch der Schlangenhalsvogel oder diverse Reiher und Löffler, Reptilien wie Leguane, Basilisken, Kaimane oder Krokodile, Säugetiere wie Fledermäuse, Faultiere, Brüllaffen. Auch die Touren durch den Regenwald lohnen sich.

Aufpassen sollte man bei Angeboten von sogenannten „Rettungs- und Auswilderungsstationen“, welche nichts anderes als Zoos mit zum Teil erbärmlicher Tierhaltung sind. Löblicherweise wollte Costa Rica diesen Zoos die Grundlage entziehen, doch eine Neuausrichtung und Rebranding dieser als Rescue facilities, machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Ich frage mich, warum ein Land mit dieser Dichte an Tierwelt überhaupt Zoos braucht. Die Ausflüge in freier Wildbahn waren mehr wert als jeder Zoobesuch es je sein kann.

Costa Rica ist ein Land, bei dem sich jeder Blick in die Landschaft und die Bäume lohnt. Faultiere können direkt an den Strassen beobachtet werden die bunten Papageien ebenfalls. Eine Reise durch Costa Rica wird nie langweilig und man sollte entsprechend Zeit und Muse mitbringen.

Reiche Küste

Reiches Gewässer